Wilfried Beege

Fotograf | Appenweier

Als Student war er Kameramann bei Kultregisseur Rainer Werner Fassbinder, er jobbte in Andy Warhols Factory in New York und fotografierte für Modemagazine die schönsten Frauen der Welt: Der Offenburger Fotograf Wilfried Beege ist nun seit 45 Jahren immer noch begeisterter Fotograf – zur Ruhe setzen will sich »Biedschie«, wie er in der Offenburger Szene genannt wird, deshalb aber nicht.

Wilfried Beege beobachtet Leute sehr genau, er registriert gleichzeitig Licht, Stimmung und Atmosphäre. Dieses Einfühlungsvermögen spiegelt sich in seinen Fotografien wider. Ob bei Vernissagen, Hochzeiten, Betriebsfeiern oder im Studio: Er trifft die Persönlichkeit. Der Blick auf das Natürliche ist es, der ihn fasziniert. Gelebtes Leben statt Glamour. Das hat Beege jahrzehntelang als Modefotograf genossen. Reisen um die Welt, unzählige Titelfotos für Magazine und Reportagen. Die Unrast begann mit seiner Geburt 1944 im Sudetenland. Der Vater im Krieg gefallen, flüchtete seine Mutter mit Großmutter und drei Kindern nach Thüringen. Nach der Flucht aus der damaligen DDR wurde die Familie in Niederbayern sesshaft. Nach dem Abitur studierte er an der Bayerischen Staatsanstalt für Fotografie in München, Schwerpunkt Porträt, und lernte Rainer Werner Fassbinder kennen. Er fotografierte die Bühnenbilder für dessen Theaterstücke und kam als Kameramann für einen Film des Kultregisseurs zum Einsatz.

1969 kam er nach Offenburg: Aenne Burda suchte für ihren Modeverlag einen Fotoassistenten. Bereits nach einem Jahr beerbte Beege seinen Chef Christoph Rüdt von Collenberg und wurde Leiter von sieben Fotostudios. Auf Reisen nach Afrika, Indien, in die USA, zu Mittelmeerinseln und auf die Kanaren produzierte das Team Fotostrecken für sämtliche Ausgaben aus dem Hause Burda. Es war die Ära der Supermodels: Er fotografierte Cindy Crawford, Christy Turlington, Naomi Campbell, Linda Evangelista und natürlich Claudia Schiffer: „Sie war damals erst 16 und Mama saß immer neben ihr“, erinnert sich Wilfried Beege. Zur Weiterbildung ging es nach New York. Dort suchte er die Studios berühmter Fotografen auf, jobbte in Andy Warhols legendärer »Factory« und erlebte den bleichen, introvertierten Pop-Art-Künstler als »Fisch auf Beinen«. Nach sechs weiteren Jahren für den Verlag baute er 1989 den alten Tanzsaal der »Zauberflöte« in Offenburg zu einem Studio um und machte sich selbstständig. Heute fotografiert er nur, wozu er Lust hat. Und Lust hat er auf „Menschenbilder“: Er portraitiert Menschen, fotografiert bei Firmen, bebildert Wände für private und öffentliche Räume aus seinem immensen Fotoarchiv. Nach wie vor gehören auch redaktionelle Werbefotos zu seinem Arbeitsgebiet. Auf seiner Webseite gibt er Einblick in ein bewegtes Leben. Dort bloggt der Vater von fünf Töchtern auch mal aus dem Nähkästchen eines Modefotografen oder berichtet über herausragende regionale Events.